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den Sicilianern im Jahr 1812 unter englischem Einflu verliehene freisinnige Verfassung auf, und fhrte die unumschrnkte Regierungsgewalt wieder ein. Von den franzsischen Einrichtungen wurden die, welche Gesittung und Fortschritt htten frdern knnen, beseitigt, diejenigen aber, welche, wie das Steuerwesen, der Regierung vermehrte Machtquellen zu-fhrten, sorgfltig belassen, und das ganze Unterrichtswesen den Jesuiten berwiesen. In demselben Mae, wie aller Fortschritt hierdurch niedergehalten ward, blhte das Ruber-Wesen auf, so da die Regierung mit einzelnen Huptlingen frmliche Vertrge abschlieen mute, um die Ruber durch ihre Anfhrer auszurotten.
Im Kirchenstaate schaffte Papst Pius Vii. nach seiner Rckkehr (1814) Alles ab, was an die Franzosenherrschaft erinnern konnte; das alte System trat wieder in Kraft, und mit ihm eine Reihe verjhrter Mibrauche. Die Inquisition und der Jesuitenorden kehrten zurck und eine Unzahl von Klstern tauchte auf; alle hheren Stellen in der Verwaltung und Rechtspflege kamen in die Hnde der Prlaten; das Bettel- und Ruberwesen gedieh auch hier zur Blthe.
In Toskana stellte der Groherzog Ferdinand Iii. die frheren Einrichtungen zwar wieder her, aber der Geist der Bildung, Milde und Gerechtigkeit, der einst seinen Vater Leopold beseelt hatte, war auch auf den Sohn bergegangen. Die Unterthanen hatten keine Ursache zur Unzufriedenheit und schlssen sich deshalb spter, als andere italienische Staaten, den Bestrebungen fr eine nationale und politische Wiedergeburt Italiens an.
Wahrend Parma, wo Napoleons hinterlassen: Gemahlin die Erzherzogin Maria Louise, regierte, sich, wenn auch keiner liberalen, doch einer milden Verwaltung erfreute, schien es sich der Herzog von Modena zur Aufgabe gemacht zu haben, sein Volk durch despotische Hrte zu erbittern.
Victor Emanuel, der auf feiner Insel Sardinien die acht Jahre franzsischer Herrschaft vertrumt hatte, verfolgte na* seiner Rckkehr (1814) alle franzsischen Einrichtungen mit dem unsinnigsten und wildesten Haffe, lie aber den hheren Steuerfu bestehen. Die Vorrechte der Geistlichkeit und des Adels wurden wieder hergestellt, die Bisthmer von acht auf
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hervorgerufen. Aber auch die Gebiete des Kirchenstaates hatten unter der Herrschaft der Franzosen die Wohlthat einer geordneten Rechtspflege und Verwaltung kennen gelernt, und besonders war die Bevlkerung in den Legationen und in Ancona durch das ppstliche Regiment nicht so tief, wie in Rom und der Umgegend, verderbt und verweichlicht worden. Durch die Nachbarschaft mit Modena und Parma ward die Aufregung gegenseitig vermehrt.
Die Julirevolution forderte die Mivergngten im Kirchenstaate und in Modena zur Abschttelung des verhaten Joches auf. Man gab sich der Hoffnung hin, da Frankreich die Einmischung Oestrichs in die inneren Angelegenheiten Italiens nicht dulden werde, und mit den einheimischen Regierungen hoffte man schon fertig zu werden. Im Kirchenstaate schien, das nach dem Tode des Papstes Pius Viii. (30. Nov. 1830) eingetretene Interregnum zum Losschlagen gnstig.
An der Spitze der Bewegung in Modena stand Menotti. Aber Franz Iv. hatte ihn durch den Schein, den er sich gab, als ginge er aus alle Entwrfe zu einer nationalen Erhebung Italiens ein, in arglistiger Weise umstrickt. Noch ehe Menotti losbrechen konnte, lie ihn der Herzog am Abend des 3. Febr. 1831 mit anderen Verschworenen verhaften. Da sich aber bald das ganze Land erhob und der< Herzog zugleich die in Bologna ausgebrochene Bewegung erfuhr, so entfloh er am 5. Februar, Menotti mit sich schleppend, nach Mantua, worauf sich in Modena eine provisorische Regierung bildete. Als in Bologna die Verhaftung Menotti's bekannt wurde, griffen die geheimen Gesellschaften zu den Waffen und nthigten den ppstlichen Statthalter zur Unterzeichnung eines Beschlusses, durch welchen eine provisorische Regierung und eine Brger-garde errichtet wurde. Am 8. Februar erklrte erstere unter groem Jubel des Volkes den Papst der weltlichen Herrschaft der Bologna fr verlustig, und bald verbreitete sich der Auf-stand mit Blitzesschnelle der den ganzen Kirchenstaat. Ueberall tauchten die grn-roth-weien Nationalfahnen auf und ein Freudenrausch ergriff die gefammte Bevlkerung. Den 13. Februar erhob sich auch Parma, und Marie Louise, Napoleons Wittwe, weder geliebt noch gehat, floh nach Piacenza. Auch in Parma ward eine provisorische Regierung gebildet. In
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74 -Vii.
Frankreich bis zur Julirevolution. (1815-1830.)
Die Schlacht bei Waterloo hatte die Bourbonen zum zweiten Male auf den franzsischen Thron gefhrt. Am 9. Juli 1815 hielt die knigliche Familie ihren Einzug in Paris. Ludwig Xviii., ehemals Graf von Provence, hatte schon bei seiner ersten Rckkehr (1814) auf das Andrngen der fremden Mchte eine Verfassung (charte constitutionelle) ertheilt, die viele freisinnige Bestimmungen enthielt. Es gab damals in Frankreich vier Parteien: die constitutionelle, zu der Lafitte, Manuel, Lafahette, Beranger, Benjamin-Constant gehrten, umfate den grten Theil der Nation, insbeson-dere die Gebildeten. Zwei andere Parteien, die Republikaner und Bonapartisten, hatten nach den bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte nur geringe Bedeutung. Um so mchtiger regte sich die vierte Partei, die der ungemigten Royalisten oder Ultra's, die nichts weniger als eine vllige Wiederher-stellung der Zustnde vor der Revolution von 1789 erwarteten und erstrebten. Herstellung der Privilegien des Adels und der Geistlichkeit als der alten bevorrechteten Stnde, Rckgabe der veruerten Adels- und Kirchengter, Herrschaft durch die hchsten Hof-, Militr- und Civilstellen, so wie Beherrschung des gesammten Unterrichtswesens: das waren die Ziele, deren Erreichung sich die Partei der Ultra's gesetzt hatte, zu der Adel und Geistlichkeit gehrten, und die im Pavillon Marsan" ihre dem Staate verderbliche Thtigkeit bte. An ihrer Spitze stand des Knigs Bruder Karl, der achtundfnfzigjhrige Graf von Artois, der den Oberbefehl der die Nationalgarde fhrte und an der Spitze einer streng-kirchlichen Genossenschaft, der Congregation, stand. Bei der Kinderlosigkeit Ludwigs Xviii. war Graf Artois der nchste Erbe des Thrones. In seiner Jugend hatte er als voll-kommener Cavalier gegolten, dem keine noble Passion fremd geblieben, und im Auslande war er die Seele der Emigration gewesen, die Blume oder der Spiegel der Ritterschaft; man sagte von ihm, er wisse auf das Gratlseste sein Ro zu be-steigen, auf das Ritterlichste seinen niemals von Feindes-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich
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Mut gerotteten Degen zu ziehen; um so krftiger zuckte er das Jagdmesser, um so entzckender spielte er Theater. Nach einem ungebundenen Lebenswandel hatte er sich streng-kirch-lichen Hebungen ergeben, hate als Haupt der Ultra's die Constitution und hegte von der Wrde eines unumschrnkten Knigs so berspannte Vorstellungen, da er lieber Holz sgen als ein König nach englischem Muster sein wollte. Karls Shne waren der Herzog von Angouleme und der Herzog von Berry, jener vermhlt mit Marie Therese, der unglcklichen Tochter des hingerichteten Ludwig Xvi., dieser mit der neapolitanischen Prinzessin Marie Karoline, Enkeltochter des Knigs von Neapel und Sicilien; beide waren geistig unbedeutend, aber Berry gutmthiger und lebhafter. Bei seinem feurigen Wesen hatte man ihn an die Spitze der Truppen gestellt, aber durch unkluge Behandlung der alten napoleoni-schen Krieger und durch launenhaften Tadel in Kleinigkeiten hatte er sich deren Unwillen in hohem Grade zugezogen. Da auch Angouleme's Ehe kinderlos war, so beruhte auf ihm die Hoffnung der Familie.
König Ludwig Xviil war ein Mann von Geist, feiner Bildung und edlem Charakter, von dem Wunsche beseelt, sein Volk zu beglcken. Sein Streben, im Geiste der Zeit nach der von ihm gegebenen Verfassung zu regieren, mag aufrichtig gewesen sein, aber er besa nicht die Energie, unter dem Kampfe der mit einander ringenden feindseligen Geister das Staatsschiff mit Glck und Sicherheit zu lenken. Seit dem 24. Septbr. 1815 stand Herzog Richelieu an der Spitze des Ministeriums, der, wenngleich Royalist. doch kein Ultra war. Dagegen bestand die neue Kammer, die am 7. Octbr. 1815 zusammentrat, aus den wthendsten Ultra's, die, kniglicher als der König selbst, die Wiederherstellung des alten Frankreichs und des Hofregimentes Ludwigs Xiv. in Absicht hatten. Alle, die fr den Tod Ludwigs Xvi. gestimmt oder während der hunbert Tage Aemter angenommen hatten, *)
* Der berhmteste Fall war der des Marschalls Ney, der nach einer erschtternden Verhandlung zum Tode vernrtheilt und am 7. De-, cember 1815 erschossen ward. Dasselbe Schicksal hatten Labedoyre und Andere.
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franzsisches Heer unter Marschall Gerard einrckte und die Citadelle von Antwerpen belagerte (Nov. 1832). Nachdem sich der tapfere General Chasse der einen Monat lang verteidigt hatte, bergab er am 23. December die Citadelle. Chasse und seine Besatzung wurden als Kriegsgefangene nach Frankreick gefhrt, daselbst aber mit groer Auszeichnung be-handelt. ' Doch Wilhelms Hartnckigkeit war noch nicht ber-wunden; erst als eine franzsisch-englische Flotte die hollndischen Ksten blofirte, und in Folge des groen Schadens, den die Blokade dem hollndischen Handel zufgte, auch dte Generalstaaten in den König drangen, gab dieser endlich nach, nahm die 24 Artikel an (4. Mrz 1838) und bewilligte die freie Schifffahrt auf der Scheide. Bald darauf legte der greife König die Krone zu Gunsten des Prinzen von Dranien nieder (7. Dct. 1840), der nun als König Wilhelm Ii. den hollndischen Thron beftieg.*)
König Leopold I., ausgezeichnet durch alle Tugenden des Regenten und des Staatsmannes, hat unter den schwierigsten Zeiten die Unabhngigkeit Belgiens behauptet und die von ibm angenommene Verfassung mit gewissenhafter Treue be-obachtet. Durch Einsicht und Geschick wute er dem belgi-schen Handel und Kunftflei neue Quellen zu erffnen, so da sich das Land unter ihm in geistiger und materieller Hinsicht ungestrt entwickeln konnte. Obgleich Protestant, verstand er es doch, sich inmitten der heftigsten Kmpfe der Parteien
*) Unter Wilhelm Ii., dem es gelang, ein gutes Verhltni mit Belgien herzustellen, verbesserten sich die hollndischen Finanzen, und auch die Nersassuugskmpfe fhrten zum Ziele, indem am 3. Nov. 1848 die neue Verfassung vollendet ward. Aber erst unter der folgenden Regierung Wilhelms Iii., der 1849 den Thron bestieg, kam die libe-rale Richtung zum Siege, als Thorbecke, der bedeutendste der liberalen Staatsmnner, durch eine Reihe von organischen Gesetzen das Land in einen befriedigenden Zustand versetzte Die katholische Bewegung der letzten Jahre erstreckte sich auch auf Holland, aber der Posten fr eine Gesandtschaft beim Papste fiel weg. Im April 1872 ward der Gedchtnitag der Losreiung Hollands von Spanien, die Einnahme von Briel durch die Meergeusen am 1. April 1572, durch ein Nationalfest begangen. In demselben Jahre starb Thorbecke, der seit 1871 wieder am Ruder stand.
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stand bewog den Knigs sie ihrer Haft zu entlassen und nach Sicilien zu schicken. Ihre Familie war hierber sehr unzu-frieden und shnte sich erst spter mit ihr aus-, die Legitim misten gaben aber ihre Hoffnung auf eine Wiederherstellung der lteren Dynastie in der Person Heinrichs V. noch nicht auf.
Inzwischen war mit dem 11. October 1832 ein neues Ministerium eingetreten, an dessen Spitze Marschall Soult stand. Guizot, Protestant und als Geschichtsschreiber und geistreicher Doctrinair hervorragend, bernahm das Unterrichts-Wesen, Thiers das Innere und Broglie das Auswrtige. Durch die Unterdrckung des republikanischen Aufstandes und der legitimistischen Bewegung war die Stellung des Juli-thrones befestigt worden. Ludwig Philipp unterlie nicht durch die den Belgiern geleistete Hlfe, welche die Einnahme von Antwerpen zur Folge hatte, wie durch krftige Krieg-fhrung in Algerien dem Gefhl der Nation fr Gre^ und Ruhm Befriedigung zu gewhren. Zwei wichtige Gesetz-entwrfe wurden der Kammer vorgelegt, ein Gesetz der die Departementalverfassung, welches das gescheiterte Werk Mar-tignac's (vgl. Vii.) wieder aufnahm und auch diesmal nicht zu Stande kam, und ein Unterrichtsgesetz, das verdienstvolle Werk des vom Geiste protestantischer Wissenschaft durchdrungenen Guizot. Dieses Unterrichtsgesetz von 1833 ordnete hhere und niedere Volksschulen in Frankreich an und sorgte dadurch fr die geistige Entwickelung der Nation. Da jedoch der Schulbesuch nicht, wie in Deutschland, zu einer allgemeinen Staatspflicht gemacht wurde, so wirkte es weniger als man gehofft hatte, und doch wre gerade der Schulzwang, gegen den sich ein verkehrter Freiheitsdnkel strubte, fr das in Sittenlosigkeit und Parteileidenschaft versunkene franzsische Volk die kostbarste Wohlthat gewesen. Auerdem hatte sich das Ministerium die Herstellung einer starken Regierungs-geweilt zur Aufgabe gemacht und suchte daher durch alle ihm zu Gebote stehenden Mittel die Majoritt in der Deputaten-kammer zu erlangen. Whrend dieses Ziel vollstndig erreicht wurde, entging es freilich der Regierung, da die Kammer immer mehr aufhrte, Ausdruck der Volksstimmung zu sein. Die Feindseligkeit der republikanischen Partei aber steigerte
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griff am 25. Juli die (Sorben Bei Custozza an. Er erfocht einen glnzenben Sieg, durch welchen Deftreich gerettet wrbe. Obgleich es den farbinifchen Truppen an Tapferkeit nicht fehlte, so Hinberte boch der Mangel an Planmigkeit in ihren Bewegungen allen Erfolg. Karl Albert, der sich im Gefecht der grten Gefahr rcksichtslos aussetzte, Besa keine Fhig-feit, das Ganze zu leiten, mate sich aber aus Eifersucht gegen Befhigtere Generale die Entscheibung stets allein an. Rabetzky verfolgte die Sarben mit reienber Schnelligkeit und zog am 6. August in Mailanb ein, wo Karl Albert durch feine planlose Kriegfhrung sich den Verbacht des Verraths zugezogen hatte, und sein Sebeit von Seiten der Demokraten Bebroht war. Er zog sich in sein Knigreich zurck und schlo am 9. August einen Waffenstillstand der ihn zur Rumung der Sombarbei verpflichtete.
Der Sieg der ftreichifchen Waffen war auch auf das Schicksal Mittel- und Sbitaliens nicht ohne Einflu. Da Ferbinanb Ii. von Neapel die Insel teilten aller ihrer frheren Rechte Beraubt hatte, und als Bloe Provinz Behanbelte, so war in Palermo am 12. Januar ein offener Aufstanb aus-gebrochen. Die tabt hielt stanbhaft ein Bombarbement aus und nthigte die Besatzung, sich nach Neapel einzuschiffen. Der glckliche Erfolg der ficiltanifchen Erhebung wirkte auf Neapel zurck, wo der König am 29. Januar eine Verfassung nach franzsischem Muster versprach, die am 10. Februar Bekannt gemacht wrbe, und ein liberales Ministerium ernannte. Diese Verfassung wrbe von teilten abgelehnt. Hier warb ein Parlament nach der Verfassung von 1812 einberufen, und die Februarrevolution zwang Ferbinanb Ii. zur Anerkennung berfelben. Aber bamit waren die Leiter der Bewegung nicht zufrieben; sie verlangten fr icilien Besonbere Verwaltung und ein eigenes Heer und wollten zwischen Neapel und icilien nur eine Personalunion einrumen, eine Forberung, die von Ferbinanb Ii. verworfen wrbe. In Neapel wrbe die Verfassung nur von dem gebilbeten und freisinnigen Mittel-stanb mit Begeisterung aufgenommen; Abel und Geistlichkeit und das von den Priestern in Dummheit und Aberglaube erhaltene Volk wiberstrebte jeber politischen Vernberung. Auer der reactionren Partei gab es in Neapel auch eine republi-
Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 17
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albert Karl Rabetzky August Karl_Albert Karl August
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einem neuen Abenteuer. Er kleidete einige fnfzig Leute in die Uniform der alten Kaisergarde, landete mit ihnen an der franzsischen Kste und zog in Boulogne ein (6. August 1840), wo er in einer Proclamation erklrte, da die Bourbons-Orleans aufgehrt htten zu regieren", der franzsischen Na-tion ihre alte'gre wieder verhie und eine provisorische Regierung ernannte. Als Symbol des Kaiserreichs lie er einen lebendigen Adler, den er mitgebracht, in die Luft steigen. Als aber die Zollsoldaten auf ihn eindrangen, warf er sich in das Boot, auf dem er gelandet war. Dieses schlug um, und er ward gefangen. Der Pairshof verurtheilte ihn zu lebenslnglichem Gefngni, das er zu Ham antrat, von wo er 1846 wieder nach England entfloh. Waren auch die bev den Attentate Ludwig Napoleons milungen, so haben doch die Ereignisse von Straburg und Boulogne seinen Namen vor Vergessenheit geschtzt und zu seiner nachmaligen Erhebung beigetragen.
Wenn auch Ludwig Philipp den Belgiern gegen Holland krftige Hlfe leistete, so ist es doch besonders seine Haltung gegen das Ausland, welche die Julimonarchie bei der Nation verhat machte. Ludwig Philipp fhrte bisweilen gegen schwchere Staaten eine drohende Sprache, aber den Gro-mchten gegenber bewies er eine Schwche und Nachgiebigkeit, wie sie der Gre und Bedeutung Frankreichs keineswegs ent-sprach. Dazu kam noch, da seine Politik nach auen nicht einmal aufrichtig war. Er erregte in der liberalen Partei im Kirchenstaate, in den Polen, in der Partei der Constitutionellen in Spanien Hoffnungen auf franzsische Untersttzung und lie sie dann der Reihe nach im Stiche. Seine Politik in dem Kampfe der Pforte mit dem Viceknig von Aegypten mute der Nation vollends verchtlich erscheinen. Sein Ministerium begnstigte Anfangs eine Zeit lang die Sache Mehemed Aivs. Als sich nun die Gromchte zu Gunsten des Sultans erklr-ten und die Quadrupelallianz bildeten, durch welche Frankreich isolirt wurde, unternahm der Ministerprsident Thiers (seit Mrz 1840) gewaltige Rstungen und drohte mit einem An-griff auf den Rhein, so da in ganz Frankreich die grte
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Extrahierte Ortsnamen: Boulogne England Boulogne Holland Frankreichs Polen Spanien Frankreich Rhein Frankreich
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kanische, der die gemachten Zugestndnisse nicht gengten. Da nun Ferdinand Ii. ein dem Parlament eingerumtes Recht, die Verfassung zu reformiren, spter zurcknahm, so fam es am 15. Mai, wo die Kammern erffnet werden sollten, zu einem Kampfe, in dem die kniglichen Schweizertruppen Sie-ger blieben. Nun berlieen sich Soldaten und Lazzaroni dem Morden und Plndern. Ferdinand Ii. hielt sich an seine Versprechungen nicht mehr gebunden und begann jetzt mit mehr Hrte und Willkr als vorher zu regieren. Das Hlfs-corps, das unter Wilhelm Pepe dem König von Sardinien zum Beistand nach Norditalien zog, erhielt Befehl zum Rck-zug; aber Pepe weigerte sich und wandte sich mit 1500 Mann nach Venedig, bei dessen Verteidigung er sich auszeichnete. In Sicilien war indessen am 13. April der König von Neapel von beiden Kammern einstimmig der sicilianischen Krone fr verlustig erklrt worden. England begnstigte eine Trennung Siciliens von Neapel, der Frankreich entgegen war, um den englischen Einflu auf der Insel nicht vorwiegen zu lassen. Whrend sich König Ferdinand nach den Siegen Radetzky's den constitutionellen Institutionen immer feindseliger zeigte, und die am 1. Juli erffneten neapolitanischen Kammern bis zum 3. November vertagte, wurde die Wiedereroberung Sici-liens mit desto grerem Eifer betrieben. Eine Flotte mit 8000 Mann ging unter Filangieri, Fürsten von Satriano, nach der Insel (6. September). Die Stadt Messina wurde von der Flotte und der Citadelle, die im Besitz der Neapolitaner geblieben war, Tag und Nacht bombardirt, wodurch der schnste Theil der Stadt zu einem Schutthaufen wurde, dann erstrmt und ausgeplndert. Die franzsischen und englischen Kriegsschiffe nahmen die Flchtigen auf, verhielten sich aber sonst neutral. Auf Vermittelung der Admirale derselben kam es zu einem Waffenstillstand. Whrend die Sicilianer in Parteien gespalten waren, berief ihr Ministerium den Polen Mieroslawski zum Oberbefehlshaber, und dieser warf sich nach Catania. Als am 29. Mrz 1849 der Waffenstillstand abgelaufen, griff Filangieri Catania an; die Neapolitaner wur-den zurckgeschlagen, aber die nachrckenden Schweizer er-strmten nach verzweifeltem Widerstande die Stadt (6. April 1849). Nun zog Filangieri nach Palermo, wo die Macht-
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dem Papste sein noch briges Gebiet zu lassen und eine ppst-liche Armee zuzugestehen.*) Als Brgschaft dafr verlangte er die Verlegung der italienischen Residenz nach Florenz. So wurde die September-Convention geschlossen, der zufolge Napo-leon Iii. seine Truppen binnen zwei Jahren von Rom weg-ziehen wollte. Die Unzufriedenheit, welche in Turin entstand, wurde dadurch gedmpft, da das Parlament die Verlegung der Residenz als nothwendig erkannte, um Italiens Einheit zu befestigen. Im Herbst 1866 zog Frankreich seine Truppen aus Rom, als durch das Bndni Italiens mit Preußen auch bereits Venetien fr Italien gewonnen war.
Xxiii.
Napoleon Iii auf seiner Machthhe bis zum Beginn ihres Sinkens. (1852-1863.)
Nach Wiederherstellung des Kaiserthums in Frankreich wurde fr Errichtung eines neuen Hofstaates des kaiserlichen Hauses gesorgt, und es fehlte nicht an reichausgestatteten Stellen, um geleistete Dienste zu belohnen. Die Civilliste des Kaisers wurde auf 25 Millionen festgesetzt, dieselbe Summe, die einst Napoleon I. bezogen und das Doppelte von derjenigen, mit welcher Louis Philipp hausgehalten hatte. Fr die Prinzen des kaiserlichen Hauses" wurden ihm weitere anderthalb Millionen zur Verfgung gestellt. Die Befestigung des neuen Thrones ging ohne Schwierigkeit von Statten. Napoleon Iii., auerhalb Frankreichs herangewachsen, hatte seine Bildung in Deutschland erhalten und war in der Schweiz, Italien, Amerika und England zum Manne gereift: frei von den Schwchen des franzsischen Nationalcharakters, brachte er die
*) Der Papst sprach noch in demselben Jahre (1864) in einer En--cyclica der alle moderne Bildung und neuen Staatsideen das Ver-dammungsurtheil aus und beharrte allen ihm gebotenen Concessionen gegenber bei dem gewhnlichen: Non possumus!"
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